- Brunei
- Bru|nei; -s:Staat auf Borneo.
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IBrunei[englisch bruː'naɪ, bruː'neɪ], früherer Name der Stadt Bandar Seri Begawan.BruneiFläche: 5 765 km2Einwohner: (2000) 326 000Hauptstadt: Bandar Seri BegawanAmtssprache: MalaiischNationalfeiertag: 23. 2. und 15. 7.Währung: 1 Brunei-Dollar (BR$) = 100 Cents (¢)Zeitzone: 1900 Brunei = 1200 MEZ[englisch bruː'naɪ, bruː'neɪ], amtlich malaiisch Negarạ Brunei Darussalam, Staat in Südostasien, an der Nordwestküste von Borneo, 5 765 km2, (2000) 326 000 Einwohner. Brunei besteht aus Westbrunei (mit den Distrikten Brunei-Muara, Belait und Tutong) und dem extrem unterentwickelten, nur über den Seeweg erreichbaren Ostbrunei (Temburong-Distrikt); beide Landesteile werden von Sarawak, einem Gliedstaat Malaysias, umfasst. Hauptstadt ist Bandar Seri Begawan, Amtssprache Malaiisch (daneben Englisch und Chinesisch als Handelssprachen). Währung: 1 Brunei-Dollar (BR$) = 100 Cents (¢); auch die Währung Singapurs ist offiziell zugelassenes Zahlungsmittel (Umtausch im Verhältnis 1 : 1). Uhrzeit: 1900 Brunei = 1200 MEZ.Staat und Recht:Seit dem 1. 1. 1984 ist Brunei ein unabhängiges Sultanat. Es gilt die (1984 modifizierte) Verfassung vom 29. 9. 1959, die 1962 nach Verhängung des Ausnahmezustandes zum Teil suspendiert wurde. Staatsoberhaupt und Regierungschef ist der Sultan, dem 4 Räte (Councils) mit beratender Funktion zur Seite stehen: der von ihm ernannte Ministerrat, der Kronrat, der Thronfolgerat und ein Rat für religiöse Angelegenheiten. Seit Auflösung des Parlaments werden Gesetze in der Regel vom Sultan per Dekret erlassen.Parteien:Derzeit einzige, politisch allerdings relativ bedeutungslose Partei ist die Parti Perpaduan Kebang-saan Brunei (PPKB; deutsch Vereinigte Nationale Partei von Brunei).Hauptelement des in den wesentlichsten Merkmalen bis in das 15. Jahrhundert zurückgehenden Wappens (heutige Form von 1959) ist der königliche Sonnenschirm (Payong Ubor-Ubor); dieser besteht aus einem Schaft (Kedudukan) mit drei Gliedern, die den Sultan und zwei Wesire symbolisieren, und einer Bekrönung aus Flügelpaar (Sayap) mit je vier Federn (Schutz für Gerechtigkeit, Ruhe, Wohlergehen und Frieden) und einem Fähnchen (Bendera); der Schirm ruht auf einem Halbmond (Bulan, Symbol für den Islam), dessen arabische Inschrift »Durch Gottes Hand wird das Gute gedeihen« bedeutet. Darunter spannt sich das Spruchband mit dem offiziellen Landesnamen. Die rechts und links der Mondsichel erhobenen Hände (Tangan) symbolisieren die ergebene Haltung des Volkes zur Regierung und deren Zusicherung auf Lebensqualität, Wohlfahrt und Frieden.Nationalfeiertage:15. Juli (Geburtstag des Sultans).Unterhalb der Regierungsebene ist Brunei in vier Distrikten unterteilt.Der oberste Gerichtshof besteht aus dem Appellations- und dem Hochgericht (Court of Appeal, High Court), wobei das Appellationsgericht gegen Entscheidungen des Hochgerichts angerufen werden kann. Andere Gerichte sind die Subordinationsgerichtshöfe (Subordinate Courts) und die Gerichte für religiöse Angelegenheiten (Courts of the Kathis).Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt 4 400, die der paramilitärischen Polizeikräfte 2 000 Mann. Die Heerestruppen (3 400 Soldaten) sind im Wesentlichen in drei Infanteriebataillone gegliedert. Die Marine hat 700, die Luftwaffe 300 Mann. Die Ausrüstung umfasst etwa 16 leichte Kampfpanzer, sechs Kampfflugzeuge, 19 Kleine Kampfschiffe und fünf Landungsboote. - Das Land verwendet etwa 20 % der Staatsausgaben für die Verteidigung.Landesnatur und Bevölkerung:Brunei ist ein überwiegend waldbedecktes Hügelland mit einem dichter besiedelten Küstensaum am Südchinesischen Meer; südlich der schmalen Küstenebenen erreicht das Land Höhen um 300 m über dem Meeresspiegel und gipfelt in der Crocker Range (Bukit Pagon 1 850 m über dem Meeresspiegel).Durch die äquatoriale Lage Bruneis herrscht tropisches Regenwaldklima mit hoher Luftfeuchtigkeit und Durchschnittstemperaturen von 27 ºC; die Hauptniederschläge fallen in der Zeit des Nordostmonsuns (November-März), stärkere Kurzregen treten jedoch auch während der trockeneren Jahreszeit (Südwestmonsun) auf. Die Jahresniederschläge liegen in der klimatisch ungesunden Küstenebene bei 2 500 mm, im Bergland bei 7 500 mm.Vegetation und Tierwelt:Vorherrschende Vegetationsformen sind im Küstengebiet und an den Flussläufen Mangrove- und Sumpfwälder, die im Landesinnern in an Edelhölzern reiche tropische Regenwälder übergehen; an den Korallensandstränden der Küste gibt es auch ausgedehnte Kasuarinenbestände. 81 % der Landesfläche sind waldbedeckt. Im Gebiet von Brunei leben noch zahlreiche Vogel-, Affen- und Schlangenarten.Staatstragendes Volk sind die Malaien, die rd. 70 % der Bevölkerung ausmachen. Daneben gibt es einen größeren Anteil von Chinesen (rd. 17 %), Iban u. a. Ureinwohner (rd. 3 %) sowie andere Minderheiten (rd. 10 %). Die Zahl der Chinesen ist seit der Unabhängigkeit des Landes rückläufig. Einige Tausend westliche Experten, meist Briten, spielen in Verwaltung, Hochschulbereich, Flugverkehr und Wirtschaft (besonders Erdölindustrie) eine wichtige Rolle. Zahlreiche Gastarbeiter aus anderen asiatischen Ländern, z. B. aus Malaysia, Thailand, den Philippinen, Bangladesh und Hongkong sind besonders im Baugewerbe, im Handel, im Gaststättengewerbe und in privaten Haushalten tätig. Das durchschnittliche Bevölkerungswachstum betrug 1981-91 3 %. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in städtischen Siedlungen (v. a. in der Hauptstadt Bandar Seri Begawan, in Seria und Kuala Belait). 36,1 % der Einwohner sind unter 15 Jahre alt.Der sunnitische Islam, zu dem sich rd. 70 % der Bevölkerung bekennen, ist Staatsreligion; die anderen Religionen werden toleriert, und ihre freie Ausübung ist garantiert. 12 % sind Buddhisten, 8 % Christen (davon rd. die Hälfte Katholiken neben u. a. Anglikanern, Methodisten, Siebenten-Tags-Adventisten und evangelikalen Gruppen); 9 % sind nach eigenen Angaben religionslos. Daneben bestehen religiöse Minderheiten der Hindus, Konfuzianer und Taoisten. Die Urbevölkerung praktiziert zum Teil noch traditionelle Stammesreligionen.Für alle Staatsangehörigen Bruneis (d. h. vorwiegend die Malaien, weniger die Chinesen u. a.) ist die Ausbildung von der vorschulischen Erziehung bis zum Hochschulstudium kostenlos. Unterrichtssprachen sind - von Arabisch im religiösen Bereich abgesehen - an allen öffentlichen Institutionen bereits seit 1985 nur noch Malaiisch und Englisch. Der Schulbesuch ist ab einem Alter von fünf Jahren für neun Jahre Pflicht. Die Analphabetenquote beträgt 12,1 %. 1985 wurde eine Universität gegründet, in die 1988 die schon vorher bestehende Pädagogische Akademie eingegliedert wurde.Presse: In Kuala Belait erscheint als einzige Tageszeitung das »Borneo Bulletin« (englisch), außerdem erscheinen Wochen- und Monatsblätter, teils in Englisch, teils in Malaiisch. - Rundfunk: Die staatliche Rundfunkgesellschaft »Radio Television Brunei«, gegründet 1957, verbreitet zwei Hörfunkprogramme in Malaiisch beziehungsweise in Englisch und Chinesisch, seit 1975 ein Fernsehprogramm in Malaiisch und Englisch.Wirtschaft und Verkehr:Grundlage der Wirtschaft und Haupteinnahmequelle des Landes (über 90 % der Exporterlöse) sind die Erdöl- und Erdgasvorkommen, deren wirtschaftliche Nutzung Brunei zu einem der reichsten Staaten der Erde machte: das Bruttosozialprodukt je Einwohner betrug (1994) 14 240 US-$. Die künftige wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist vom Weltmarkt für Erdöl und Erdgas abhängig. Bisher ermöglichten die Rohstofferlöse u. a. weitgehende Steuerfreiheit und ein gut ausgebautes Bildungs- und Gesundheitswesen. In der Zukunft soll v. a. die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln erreicht werden. Einer breiteren industriellen Entwicklung stehen v. a. der begrenzte Inlandsmarkt sowie der Arbeitskräftemangel entgegen.Der landwirtschaftliche Sektor hat nur geringe Bedeutung (lediglich 22,5 % der Gesamtfläche sind landwirtschaftlich nutzbar, rd. 2,8 % werden allerdings nur bebaut). Hauptanbauprodukte sind Reis, Maniok, Ananas, Bananen und Bataten. Die heimische Produktion reicht zur Versorgung der Bevölkerung bei weitem nicht aus, sodass rd. 80 % des Nahrungsmittelbedarfs importiert werden müssen. Staatliche Großbetriebe und private Rinderfarmen versorgen Brunei mit Fleisch.Fast 60 % des tropischen Regenwaldes stehen als Forstreserven direkt unter behördlicher Verwaltung. Der Holzeinschlag ist stark reglementiert, große Regenwaldgebiete sind als Schutzzonen ausgewiesen. Die Ausfuhr von Schnitt- und Rundholz ist verboten.Neben der bereits 1929 begonnenen Erdölförderung bei Seria wurden in den 50er-Jahren v. a. Offshorevorkommen erschlossen. Nach einer Förderhöchstquote von ursprünglich 260 000 Barrel pro Tag in den 70er-Jahren wurde diese auf 150 000 Barrel pro Tag in den 80er-Jahren gedrosselt, um die Erdölreserven zu schonen. Aufgrund des Golfkrieges und fallender Ölpreise wurde die Förderung 1992 wieder auf 180 000 Barrel pro Tag angehoben. Nur ein geringer Teil des geförderten Erdöls wird in der Raffinerie von Seria v. a. für den heimischen Bedarf verarbeitet, der Großteil wird als Rohöl exportiert (63 % nach Japan, 10 % nach Süd-Korea). Jerudong und Seria sind mit Lutong (Ostmalaysia) durch eine Pipeline verbunden. Erdgas (Förderung seit 1977 rd. 8 Mrd. m3 jährlich) wird zu 97 % nach Japan ausgeführt; zu diesem Zweck ist in Lumut 1974 eine der größten Erdgasverflüssigungsanlagen der Erde in Betrieb genommen worden. Der Anteil der Erdgas- und Erdölwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt ist v. a. aufgrund des Rückgangs der Erdölproduktion (die Reserven reichen noch etwa 15 Jahre) von (1974) 80 % auf (1992) unter 60 % gesunken.Brunei hat über die Erdöl- und Erdgasverarbeitung hinaus nur wenig verarbeitende Industrie (u. a. Papier-, Düngemittel-, Textilfabriken, Sägewerke) und muss deshalb die meisten Konsum- und Investitionsgüter einführen. Eine Diversifizierung der Wirtschaft wird deshalb planmäßig angestrebt. 1976 wurde der »Brunei Economic Development Board« von der Regierung ins Leben gerufen, um Kleinindustrie zu fördern. Das erste Jointventure zwischen Brunei und China ist ein Zementwerk für den lokalen Markt.Wichtigste Exportprodukte sind Erdgas, Rohöl und Erdölverarbeitungsprodukte. Der Anteil der Flüssiggasprodukte am Exportvolumen hat sich stetig erhöht, der Anteil des Erdöls ist erheblich zurückgegangen. Hauptexportländer sind (1992) Japan (55 % des Exportwertes), Süd-Korea (12 %), Singapur (10 %), Thailand und Großbritannien. Hauptimportländer sind Singapur, Japan, die EU-Länder, die USA und Malaysia. Eine wichtige Einnahmequelle des Landes stellen Einkünfte aus den umfangreichen Kapitalanlagen im Ausland dar. Zu diesem Zweck wurde 1983 die »Brunei Investment Agency« gegründet.Verkehr:Brunei hat fast 2 000 km Teerstraßen. Wichtigste Verkehrsverbindung ist die 150 km lange Küstenstraße von Muara nach Kuala Belait. Eine 35 km lange Autobahn (der Jerudong-Tutong Highway) wurde 1993 eröffnet. Das Landesinnere, besonders der Temburong-Distrikt, ist straßenmäßig wenig erschlossen. Die Brunei Shell Company unterhält eine 19 km lange Eisenbahnstrecke sowie rd. 135 km Rohölleitungen, 418 km Leitungen für verarbeitetes Erdöl und 920 km Erdgasleitungen. Der Außenhandel wird v. a. über den 1973 fertig gestellten Tiefseehafen Muara abgewickelt; auch Kuala Belait besitzt einen Hafen. Regelmäßiger Frachtverkehr besteht nach Singapur und Hongkong. Auch gibt es eine tägliche Personenfähre von Brunei nach Labuan. Ein internationaler Flughafen (Barakas Airport) wurde 1975 fertig gestellt und 1985 modernisiert. Die »Royal Brunei Airlines« (RBA) nahmen 1975 den Flugverkehr auf und fliegen neben zahlreichen Strecken in Südostasien auch Ziele in Europa, dem Nahen Osten (besonders Dubai), China und Taiwan sowie Australien an.Das nach der Islamisierung Borneos im 15. Jahrhundert entstandene Sultanat Brunei erreichte im 16. Jahrhundert seine größte Ausdehnung und umfasste neben einem Großteil Borneos auch die philippinische Suluinseln und Palawan. 1521 suchte F. de Magalhães Brunei auf, dessen Machtbereich durch die kolonialen Aktivitäten der Niederländer, Portugiesen und Spanier in dieser Region mehr und mehr eingeschränkt wurde. 1842 übertrug der Sultan dem Briten Sir J. Brooke für dessen Hilfe bei der Niederschlagung eines Aufstands Sarawak (seitdem unter der Herrschaft der »Weißen Rajas«), 1877 überließ er einen Teil Nordborneos einer britischen Handelsgesellschaft (Britisch-Nordborneo, heute Sabah). Das restliche Sultanat Brunei wurde 1888 britisches Protektorat und 1906 einem britischen Residenten unterstellt; 1941-45 war es von Japanern besetzt. 1959 erhielt Brunei innere Selbstverwaltung; 1962 schlugen britische Truppen einen Aufstand nieder (Verhängung des Ausnahmezustands und Auflösung des Parlaments). 1967 dankte Sultan Omar Ali Saifuddin ab, Nachfolger wurde sein Sohn Muda Hassanal Bolkiah (* 1946). Am 1. 1. 1984 erlangte Brunei seine Unabhängigkeit; im selben Jahr wurde es Mitglied der ASEAN und der UNO.N. Tarling: Britain, the Brookes and B. (Kuala Lumpur 1971);J. C. Franz: Das Sultanat B. Erdölreichtum u. Entwicklungsprobleme (1980);G. Braighlinn: Ideological innovation under monarchy. Aspects of legitimation activity in contemporary B. (Amsterdam 1992);* * *
Bru|nei; -s: Staat auf Borneo.
Universal-Lexikon. 2012.